Ewa Domańska – Professorin für Geisteswissenschaften am Fachbereich
Geschichte der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań und Gastprofessorin am
Fachbereich Anthropologie und Archäologie sowie Zentrum für Literaturen, Kulturen
und Sprachen der Stanford Universität. Korrespondierendes Mitglied der Polnischen
Akademie der Wissenschaften. Forschungsschwerpunkte: zeitgenössische Theorie
und Geschichte der Geschichtsschreibung, neue Tendenzen in Geistesgeschichte
und Sozialwissenschaften, Forschung zum Ökozid und Genozid sowie dead body
studies. Autorin und Herausgeberin von mehreren dutzend Büchern, darunter:
Nekros: Wprowadzenie do ontologii martwego ciała (2017) [Nekros. Einführung in die
Ontologie des toten Körpers], Ekshumacje polityczne: teoria i praktyka [Politische
Exhumierungen: Theorie und Praxis], hrsg. mit Alexandra Staniewska, 2021 – im
Druck.
Thema des Vortrags: Ökologische Geisteswissenschaft
Im Vortrag wird die ökologische Geisteswissenschaft als Manifestation eines neuen
Wissenschaftsparadigmas und ökologischen Gesellschaftsbewusstseins betrachtet.
Interessant und gleichzeitig kontrovers sind dabei insbesondere die Motive der
Anthropezentrismus- und Eurozentrismuskritik. Hinzuweisen gilt es dabei auf die
steigende Rolle des lokalen und einheimischen bzw. indigenen Wissens sowie die
Verbindung von Geistes- und Naturwissenschaften für die Ausarbeitung einer
Strategie, die natürlichen sowie die menschengemachten Krisen und (nicht nur)
ökologischen Katastrophen zu bewältigen. Bietet die Geisteswissenschaft
realistische Zukunftsszenarien oder Konzepte zur Umgestaltung der Weltsicht und
des Menschenbildes oder lediglich von Wunsch geleitete Utopien der Koexistenz von
menschlicher und nichtmenschlicher Gemeinschaft, von Kultur und Natur? Liefert die
Geisteswissenschaft gesellschaftlich nützliches Wissen oder lediglich Diskurse für
lebhafte akademische Debatten?