Przemysław Czapliński – ordentlicher Professor; Literaturhistoriker mit dem Forschungsschwerpunkt polnische und europäische Literatur des 20. Und 21. Jahrhunderts, Essayist, Übersetzer, Literaturkritiker; Mitbegründer der Forschungsstelle für Literaturanthropologie der Universität Poznań (UAM), Direktor des Zentrums für freie Geisteswissenschaften an der UAM, korrespondierendes Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Zuletzt publiziert: Polska do wymiany [Polen zum Auswechseln] (2009), Resztki nowoczesności [Überbleibsel der Modernität] (2011), Poruszona mapa [Verrutschte Landkarte] (2016), Literatura i jej natury [Literatur und ihre Naturen] (2017; Mitverfasser: Joanna B. Bednarek, Dawid Gostyński). Herausgeber von Sammelbänden – u.a.: O jeden las za daleko. Demokracja, kapitalizm i nieposłuszeństwo ekologiczne w Polsce [Einen Wald zu weit. Demokratie, Kapitalismus und ökologischer Ungehorsam in Polen] (Mitherausgeber: J.B. Bednarek, D. Gostyński; 2019), Tożsamość po pogromie. Świadectwa i interpretacje Marca ’68 [Identität nach dem Pogrom. Zeugnisse und Interpretationen] (Mitherausgeberin: Alina Molisak, Warszawa 2019). Gastprofessor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (2017) und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (2020). Preisträger folgender Auszeichnungen: Ludwik Fryde-Preis (1997), Preis der Kościelski-Stiftung (1998), Kazimierz-Wyka-Preis (2004), Jan-Długosz-Preis (2017), Preis des Marschalls der Woiwodschaft Wielkopolskie (2019). Forschungsschwerpunkte: Literatur und Probleme der späten Moderne. Demnächst erscheint die Buchpublikation To wróci, Przeszłość i przyszłość pandemii [Das kommt wieder. Zur Vergangenheit und Zukunft der Pandemie] (Hgg.: P. Czapliński, J.B. Bednarek).
Titel des Vortrags: „Neue Geisteswissenschaften: Bündnisse und Konflikte“.
Der Vortrag wird zwei entgegengesetzten Phänomenen gewidmet, welche die zeitgenössischen Geisteswissenschaften prägen: Das eine beruht auf der stufenweisen Verwischung der Grenzen zwischen den Wissenschaftsgebieten, und das andere zeigt, wie sich Widerstandshaltungen herauskristallisieren. Die Bündnisse zwischen Geisteswissenschaft, Jura, Soziologie, Informatik, Ökonomie und vielen anderen Gebieten haben den Charakter einer universellen Bündnispartnerschaft, sie verwischen die Konturen der bisherigen Berufsfelder und erschweren die Beantwortung der Frage, womit sich der Geisteswissenschaftler befasst. Das verschwommene Antlitz des Faches gewinnt allerdings an Deutlichkeit, wenn wir das Engagement der Geisteswissenschaftler in die Erkennung und Diagnostizierung der zeitgenössischen – sozialen, ökonomischen und ökologischen oder rechtlichen – Konflikte berücksichtigen. Die grundsätzliche Frage lautet: Auf welche Weise begünstigt die konturschwache Professionalität eine verstärkte Bereitschaft zur Verantwortung? Was nimmt ein Geisteswissenschaftler – der sich ja mit beinahe jeder Problematik beschäftigen kann – zur Grundlage, wenn er bestimmt, was er verteidigen sollte?
Moderation: Dr. habil. Brygida Helbig