Danuta Rytel-Schwarz (geb. Rytel-Kuc) ist seit 1999 Professorin für Westslawistische Sprachwissenschaft am Institut für Slavistik der Universität Leipzig. Sie studierte polnische und slawische Philologie (Spezialfach Tschechisch) an der Schlesischen Universität Katowice. Nach dem Studium arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau, wo sie 1981 promovierte und 1990 im Bereich Kontrastive Linguistik: Polnisch – Tschechisch – Deutsch habilitierte. 1994 -1999 war sie Dozentin und Professorin am Institut für Slavistik der Universität Warschau. Sie ist ehemalige DAAD- und Alexander von Humboldt-Stipendiatin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Untersuchung der Sprachsysteme des Polnischen und Tschechischen im Vergleich zum Deutschen, die kontrastive Linguistik im Rahmen der Valenzgrammatik und kommunikativen Grammatik und zweisprachige Lexikographie.
Gender(un)gerechtigkeit des Polnischen aus deutscher Perspektive
Dass im Polnischen die movierten Feminina fehlen bzw. die vorhandenen nicht verwendet werden, ist ein kontroverses Thema, das schon seit über 100 Jahren intensiv diskutiert wird. Dabei wird betont, dass im Polnischen das Problem einer Genus-Sexus-Asymmetrie besteht. In den betreffenden Diskussionen, die nicht selten sehr emotional verlaufen, ist die Rede von ʻSexismusʼ bzw. ʻAndrozentrismusʼ in der polnischen Sprache. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Diskussionen die Standarisierungsprozesse und die Sprachnorm des Polnischen beeinflussen. Sind zurzeit Änderungen überhaupt möglich?
Die Frage einer Gender(un)gerechtigkeit des Polnischen gewinnt besondere Bedeutung, wenn wir sie aus vergleichender Perspektive betrachten. Ist die deutsche Sprache, in der die Wortbildungsmittel zur Movierung nicht derart umstritten sind, etwa gendergerechter als das Polnische? Entstehen dadurch Probleme in der interkulturellen Kommunikation?