Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast ist Direktorin des Zentrums für Interdisziplinäre Polenstudien (ZIP) an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Wirtschafts- historikerin habilitierte sich 2013 im Fach Euro- päische Geschichte mit Schwerpunkt Wirtschafts- geschichte an der Universität Siegen mit ihrer Arbeit „Zwischen Hammer und Amboss – Konzepte und Praxis wirtschaftlicher Integration in Ostmitteleuropa von der Zwischenkriegszeit bis zur Gegenwart.“ Sie forschte und lehrte unter anderem am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam, der Universität Erfurt, dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig und dem Netherlands Institute for Advanced Study (NIAS) in the Humanities and Social Sciences of the Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences (KNAW) in Wassenaar. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Wirtschaftsgeschichte Ostmitteleuropas und Grenzforschung. Einige Bücher zum Thema des Vortrages:
- Geteilte Städte an Oder und Neiße. Frankfurt (Oder) – Słubice, Guben – Gubin und Görlitz – Zgorzelec 1945-1995, Berlin 2000 (zusammen mit Katarzyna Stokłosa)
- Stahlgiganten in der sozialistischen Transformation. Nowa Huta in Krakau, EKO in Eisenhüttenstadt und Kunčice in Ostrava, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2010
- Demographischer Wandel in Deutschland, Polen und Europa. Geschichte, Verflechtungen und neue Forschungsperspektiven, Berlin: ePubli 2014, (Interdisciplinary Polish Studies, 2) (gemeinsam mit Tim Buchen, Mark Keck-Szajbel und Katharina Kowalski).
- Arbeitnehmerfreizügigkeit zwischen Polen und Deutschland – eine Zwischenbilanz aus unterschiedenen Perspektiven / Swobodny przepływ pracowników między Polską a Niemcami – próba bilansu z różnych perspektyw (Interdisciplinary Polish Studies 1), Berlin 2014 (zusammen mit Laura Kiel und Marek Kłodnicki)
- Unternehmensbesteuerung in Ostmitteleuropa: Bestandaufnahme, Entwicklungen und praktische Fragen nach 10 Jahren EU-Osterweiterung / Opodatkowanie przedsiębiorstw w Europie Środkowo-Wschodniej: stan obecny, tendencje i aspekty praktyczne 10 lat po rozszerzeniu Unii Europejskiej na Wschód, Interdisciplinary Polish Studies, Bd. 3, Berlin 2015 (zusammen mit Christina Elschner und Stephan Kudert)
Thema:
Geteilte Städte in der deutsch-polnischen GrenzregionDie deutsch-polnische Grenzregion steht heute erst am Anfang der grenzüberschreitenden Kooperation innerhalb der Europäischen Union. Der Grund dafür ist die relativ kurze Existenz der heutigen Grenze zwischen Polen und Deutschland und die gerade erst überstanden Systemtransformation beider Regionen östlich und westlich der Grenze. Somit ist die Problematik der deutsch-polnischen Grenze spezifisch und unterscheidet sich von den meisten Grenzregionen innerhalb der EU. Nicht nur die Grenze selbst hat sich erst vor 72 Jahren zwischen den beiden Ländern verschoben, sondern auch die politische, wirtschaftliche und soziale Ordnung ist relativ neu und immer noch in Bewegung. Daher eignet sich, der an der Europa-Universität Viadrina entwickelte Ansatz B/ORDERS IN MOTION, sehr gut zur Erforschung der deutsch-polnischen Grenzregion seit dem Zweiten Weltkrieg bis zur heutigen Integration innerhalb der Europäischen Union. Der Ansatz erlaubt die Beschäf-tigung mit den sich veränderten Grenzen und Ordnungen zugleich. Die Komplexität der Markierung (Durabilität), der Durchlässigkeit (Permeabilität) und der Bildung von Grenz- zonen mit komplexen Überlagerungsstrukturen (Liminalität) der deutsch-polnischen Grenze wird desto sichtbarer, wenn man die historischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Vor- aussetzungen für grenzüberschreitende Kooperationen in der Europäischen Union im Allgemeinen und in den geteilten Städten in der deutsch-polnischen Grenzregion im Speziellen verglich. Die ähnlichen Voraussetzungen der polnischen und (ost-)deutschen Grenzregion nach der Systemtransformation der 1990er Jahre erleichtern die grenzüber-schreitende Kooperation einerseits, andererseits hemmen sie diese.