Dr. hab. Janusz Leon Wisniewski

Dr. Janusz Leon Wisniewski
(geboren 18.08.1954 in Toruń)
– Wissenschaftler und Schriftsteller Abschluss in Physik (Nikolaus-Kopernikus-Universität), in Mathe- matik (ebenfalls an der Nikolaus-Kopernikus-Universität), Habilitation in Informatik (Politechnika Warschau), sowie Habilitation in Chemie (Politechnik Łódź).

Seit 1987 dauerhaft wohnhaft in Frankfurt am Main, wo er in einem international tätigen Informatikunternehmen arbeitet, die sich mit der Entwicklung von Programmen für Chemiker beschäftigt.
Co-Autor des weltweit ersten Computerprogramms zur systematischen automatischen Erstellung von Namen organischer chemischer Verbindungen auf der Grundlage ihrer strukturellen Formen *AutoNom*.Die in diesem Programm verwendeten Methoden zur Erstellung systematischer Namen wurden in der EU und den USA in den Jahren 2004/2006 patentiert.
Als Autor debutierte er im Jahr 2001 mit der Erzählung *Einsamkeit im Netz* , auf deren Grundlage ein Film sowie eine TV-Serie, produziert von TVP, entstanden
Das Theater “Baltijskij Dom” (Baltisches Haus) in St. Petersburg in Russland adaptierte ein Schauspiel auf der Grundlage von Einsamkeit im Netz und führte es auf (Premiere 20.02.2009). Mehr als acht Jahre nach der Premiere blieb das Stück mit zwei bis drei Aufführungen auf dem Spielplan des Theaters.
Er ist Autor von Erzählungen, Romanen, Essays und populärwissenschaftlichen Abhandlungen. Die Übersetzungen seiner Bücher erschienen in achtzehn Ländern: Russland, China, Italien, Türkei, Niederlande, Belgien, Rumänien, Kroatien, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Ukraine, Bulgarien, Albanien, Vietnam, Litauen, Lettland und in Armenien.
Er ist seit 2004 ebenfalls ständiger Feuilletonist der Monatszeitung Pani.

Thema des Vortrags:
Gegenseitiges Durchdringen und Dauerhaftigkeit, oder über das Eingehen einer Reaktion zwischen zwei Vaterländern.
Tatsächlich dachte ich nie, dass ich jemals in einem anderen Kontext über Heimat nachdenken werde als in dem vom Schulunterricht vorgegebenen. Einem gelehrten, entfernten Kontext, abstrakt, sozusagen a la Mickiewicz. Der Fakt, dass ich Pole bin, war so offensichtlich wie Atmen. Dafür brauchte ich keine Heimat. Es gibt Polen, Deutsche, Portugiesen. Alle haben ihre Geschichte, ihre Hauptstadt, ihre Hymne, ihre Flagge und ihre Ehre, die es zu respektieren gilt. Mit solchen Überzeugungen landete ich am 20. Februar 1987 in Frankfurt am Main. Eingeladen durch ein wissenschaftliches, staatliches, deutsches Institut. Davon, dass nicht alle so denken wie ich, überzeugte mich eine Beschäftigte des Ausländeramtes in Frankfurt am Main, als ich nach einem Jahr mein Visum verlängerte. Plötzlich wurde klar, dass ich zu der “schlechteren Sorte” gehörte. Weil ich Pole bin, schlecht deutsch spreche und in ihr Land gekommen bin, “um es auszunutzen”. Damals spürte ich das erste Mal, wie sich meine Heimat, Polen, mit dem Adrenalin in meinem Blut mischt. Diese Beschäftigte im Ausländeramt initiierte diese, in einem gewissen Sinne, chemische Reaktion. Weil sowohl Adrenalin, als auch das Gefühl der Erniedrigung und der folgende Hass, im Grunde Chemie sind. Diese Reaktion hält bis heute an. Sie hatte viele Phasen. Eben wie eine Reaktion. Sie begann mit Ablehnung, später kam das Verstehen und darauf folgte die Bindung. Plötzlich extrahierte sich im Labor des Lebens eine zweite, kleine Heimat. Und noch dazu begann ich als Chemiker Bücher zu schreiben, in denen ich unter anderem von ihr schreibe. Trotzdem ist keines von ihnen in Deutschland erschienen, obwohl sie in 18 anderen Ländern erschienen sind.