Professorin der Universität Breslau, Dr. habil. Anna Pacześniak – Politik- und Europawissenschaftlerin, arbeitet im Bereich Forschung und Didaktik mit der Freien Universität Brüssel zusammen. Sie hält auch Vorlesungen an der Kinderuniversität Breslau.
Autorin von über 100 Publikationen zum Thema politische Parteien, europäische Parteien, Europäische Union, Funktionieren von Frauen in der Politik, darunter auch folgender Bücher: Anatomia porażki wyborczej/ Anatomie der Wahlniederlage (Warszawa 2018), Comprendre la Pologne. Société, politique et institutions (Paris 2016), Procesy integracyjne i dezintegracyjne w Europie/ Integrations- und Desintegrationsprozesse in Europa (Wrocław 2014), Europeizacja polskich partii politycznych/ Europäisierung der polnischen politischen Parteien (Warszawa 2014), Europejska scena polityczna i jej aktorzy/ Die europäische politische Bühne und ihre Akteure (Toruń 2014), Europeizacja – mechanizmy, wymiary, efekty/ Europäisierung – Mecha- nismen, Dimensionen, Ergebnisse (Toruń 2010, 2014), Populizm w Europie – defekt i przejaw demokracji/ Populismus in Europa – Defekt und Ausdruck der Demokratie (Warszawa 2010), Płeć w społeczeństwie, ekonomii i polityce/ Das Geschlecht in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik (Toruń 2009), Kobiety w Parlamencie Europejskim: przełamywanie stereotypu płci w po- lityce/ Frauen im Europäischen Parlament: Überwindung von Geschlechtsstereotypen in der Politik (Wrocław 2006).
Zurzeit leitet sie zwei wissenschaftliche Projekte, die aus Mitteln des Nationalen Wissenschafts-zentrums finanziert werden: Polskie partie polityczne w relacji z otoczeniem społecznym. Analiza strategii organizacyjnych i komunikacyjnych/ Polnische politische Parteien in ihrer Beziehung zur gesellschaftlichen Umgebung. (2016-2020) sowie Porażka wyborcza jako katalizator zmian w europejskich partiach politycznych/ Die Wahlniederlage als Katalysator von Veränderungen in den europäischen politischen Parteien (2018-2021).
Am stolzesten ist sie über zwei Titel, die ihr von der Kinderuniversität verliehen wurden: den Titel „Hochschullehrerin des Jahres 2015/2016“ für ‚die Vorbereitung der Vorlesung „Warum migrieren Menschen?“, sowie für ihre Begeisterung und die Gabe, jungen Studierenden schwierige Fragen der heutigen Welt auf eine einfache und attraktive Weise zu erklären‘, sowie den Titel „Popularisatorin der Wissenschaft“, den sie von der Stiftung Kinderuniversität „für ihren Mut, schwierige Themen aufzunehmen und sie auf eine für Kinder verständliche Weise darzustellen, sowie für ihren Optimismus, ihre Zeit, ihr Engagement und ihre Sorge um jedes Detail, so dass Wissensaneignung ungeachtet des Alters der Entdecker immer ein faszinie-rendes Abenteuer war“, erhalten hat.
Gegenwärtige populistische Diskurse in Europa und über Europa
Einerseits ist der Wille des Volkes als Quelle der Legitimierung politischer Macht ein unverzichtbares Element demokratischer politischer Systeme. Andererseits definiert der Popularitätsanstieg populistischer Projekte und ihrer Anführer, die – sich eben auf den Willen des Volkes berufend – den institutionellen und prozeduralen Status quo der europäischen Demokratien in Frage stellen, die demokratische politische Praxis um und erweckt Unruhe bei einem Teil der Wähler, Kommentatoren und Politikern. Enttäuschung und Misstrauen gegenüber den vorgefundenen demokratischen Mechanismen, dem Establishment, den Eliten, werden zum Treibstoff der Populisten, die – für sich den ausschließlichen Anspruch auf die richtige Lesart und Repräsentation des Volkswillens erhebend – ihren Gegnern deren demokratische Legitimierung absprechen und das Prinzip des politischen Pluralismus aushebeln.
Bei der Vorlesung werden wir über mehrere Fragen nachdenken: Ist der Populismus eine Bedrohung für die Demokratie, oder ist er vielleicht deren Emanation? Stellt er für die De-mokratie eine qualitative und perspektivische Herausforderung dar, oder eine notwendige Episode, die eine Korrektur der Mechanismen demokratischer Repräsentation erzwingt? Warum erweisen sich die Gesellschaften europäischer Länder, die doch – wie es scheinen könnte – so gut in der demokratischen Tradition verwurzelt sind, als anfällig gegenüber dem Appell populistischer Gruppierungen, die oft nur kaum ihren autoritären und fremdenfeindlichen Charakter verbergen? Ist der zu beobachtende Anstieg der Unterstützung für populistische Parteien sowie ihr steigender Einfluss auf die Politik eine vorübergehende Erscheinung, oder doch ein dauerhafter Trend, der eine qualitative Veränderung verkündet? Wie wird die Erfahrung der Pandemie die Anfälligkeit der Wähler gegenüber der populistischen Rhetorik beeinflussen?