Dr. Jarosław Kuisz ist Historiker des Rechts, Politikanalyst und Schriftsteller. Im Jahr 2009 gründete er die Wochenzeitschrift Kultura Liberalna, deren Chefredakteur er seitdem ist. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Rechtswissenschaften und Verwaltung der Universität Warschau, assoziierter Forscher am CNRS in Paris und Senior Fellow im Zentrum für Liberale Moderne in Berlin. In Polen gilt er als einer der Pioniere der interdisziplinären Forschung zu den Beziehungen zwischen Staat, Recht und Kultur. Sein Buch „Propaganda bezprawia. O ‚popularyzowaniu prawa‘ w pierwszych latach Polski Ludowej“ (Propaganda des Unrechts. Über die ‚Popularisierung des Rechts‘ in den ersten Jahren der Volksrepublik Polen) gehörte 2021 zu den zehn besten Büchern zur polnischen Zeitgeschichte, die für den Kazimierz Moczarski Preis für Historische Literatur nominiert wurden. Kürzlich veröffentlichte er gemeinsam mit anderen das Buch „Posttraumatische Souveränität“ (Suhrkamp, 2023) sowie das Buch „The New Politics of Poland“ (Manchester University Press, 2023), das unter anderem in The London Review of Books, The Times Literary Supplement und The Sunday Times rezensiert wurde. Das Buch „The New Politics of Poland“ wurde zudem von Foreign Affairs als eines der besten Bücher des Jahres 2024 ausgezeichnet. Regelmäßig veröffentlicht er in internationalen Medien wie The New York Times, The Guardian, Foreign Affairs, Le Monde und Die Zeit. Derzeit arbeitet er an einem Buch über Post-Populismus, das 2025 im Suhrkamp Verlag erscheinen wird.
Vorlesungsthema: Über die post-traumatische Souveränität in Mittel- und Osteuropa
Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die alte mitteleuropäische Angst zurück: Opfer der Großmächte zu werden. Anders als in Deutschland, von dessen Boden zwei Weltkriege ausgegangen sind, gab es in Warschau, Tallinn und anderswo kein Zögern. Nur wer selbst angegriffen und, wie Polen, sogar einmal ganz von der Landkarte getilgt wurde, versteht, dass militärische Selbstverteidigung gerechtfertigt ist. In ihrem luziden Essay beschreiben Karolina Wigura, Ideenhistorikerin, und Jarosław Kuisz, Politikwissenschaftler, wie der heutige Krieg historische Traumata reaktiviert; warum Warschau eine Führungsrolle in der europäischen Verteidigungspolitik übernimmt, obwohl die Regierungspartei PiS die EU als Bedrohung der eigenen Souveränität beschwört.