Prof. Ryszard Kaczmarek

Prof. Ryszard Kaczmarek (geb. 1959 Mysłowice)  ist Leiter des Lehrstuhls für Archivistik und Geschichte Schlesiens an der Schlesischen Universität Katowice und Leiter des Instituts für Regionalforschungen der Schlesischen Bibliothek in Katowice. Sein Forschungsschwerpunkt ist u.a. die Geschichte Oberschlesiens im 19. und 20. Jahrhundert, über die er bereits viel auf Polnisch und Deutsch veröffentlicht hat. 2015 wurde seine Monographie über Polen im Heer des Deutschen Kaiserreiches als das beste historische Buch 2014 mit dem Literaturpreis „Identitas” ausgezeichnet.

Polen in der Wehrmacht – Buchpräsentation mit Podiumsdiskussion über ein vergessenes, noch immer sensibles Kapitel der deutsch-polnischen Geschichte

Etwa 400.000 – 450.000 Polen vor allem aus Oberschlesien und Westpreußen kämpften im Zweiten Weltkrieg in der deutschen Wehrmacht. Sie wurden nach dem Überfall und der Besetzung Polens über die „Deutsche Volksliste“ zwangsrekrutiert. Diese Tatsache ist in Deutschland wenig bekannt, in Polen wurde sie lange Zeit tabuisiert. Viele Betroffene verschwiegen nach dem Krieg ihre Wehrmachtsangehörigkeit, um nicht als nationale Verräter geächtet zu werden. Erst seit einigen Jahren wird die Geschichte dieser Männer in der Wissenschaft und zunehmend auch in der Öffentlichkeit diskutiert. Einen wichtigen Beitrag hierzu hat Prof. Ryszard Kaczmarek von der Schlesischen Universität Katowice mit seinem Buch „Polen in der Wehrmacht“ geleistet, das 2010 auf Polnisch erschienen ist. Nun liegt der Band dank finanzieller Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. auch in deutscher Übersetzung vor. Am 12. Mai 2017 wird es im Beisein des Autors in Berlin vorgestellt – als Sonderveranstaltung im Vorlesungsprogramm der „Polnischen Universität der Drei Generationen“ (UDG), zu der die am Thema Interessierten herzlich eingeladen sind.

Ort: Humboldt-Universität Berlin, Unter den Linden 6, Raum 2094

Programm:
Einführung:  Ausschnitt aus dem Film „Großvater war in der Wehrmacht“
Gespräch mit:

Prof. Ryszard Kaczmarek (Schlesische Universität Katowice),
Dr. Burkhard Olschowsky (Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa),
Wioletta Weiß (Regisseurin des Dokumentarfilms „Großvater war in der Wehrmacht“) und
Cornelius Ochmann (Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit)
Moderation: Markus Meckel, Außenminister a. D.

Die Veranstaltung findet auf Deutsch (ohne Dolmetschen ins Polnische) statt. Der Eintritt ist frei. Eine vorherige Anmeldung per Mail an policultura@email.de wird erbeten bis zum 10. Mai 2017.

Im Anschluss gibt es die Gelegenheit, das Buch zu erwerben und bei einem Glas Wein und Imbiss miteinander ins Gespräch zu kommen.

Veranstalter:
Fundacja Współpracy Polsko-Niemieckiej, Warszawa
Bundesinstitut Kultury i Historii Niemców w Europie Wschodniej, Oldenburg
Polski Uniwersytet Trzech Pokoleń, Berlin

 


Ryszard Kaczmarek: Polen in der Wehrmacht (aus dem Polnischen von Andreas R. Hofmann. Wissenschaftliche Redaktion: Dr. Burkhard Olschowsky)

Erschienen als Band 65 der Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im De Gruyter Oldenbourg Verlag, Februar 2017.
244 S. 120 Abb. ISBN 978-3-11-050158-2. 39,95 €.

Aus dem Inhalt:
Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 wurden die polnischen Gebiete Ost-Oberschlesien, Westpreußen und Großpolen in das Territorium des Deutschen Reiches eingegliedert. Es folgte eine zwangsweise Einteilung der dort lebenden polnischen Staatsbürger in vier Kategorien der „Deutschen Volksliste“. Sie standen vor der schwierigen Wahl, sich entweder „eindeutschen“ zu lassen oder Gefahr zu laufen, ins Generalgouvernement oder zur Zwangsarbeit ins Reich deportiert zu werden. Die „Eindeutschung“  bedeutete hingegen, dass zehntausende Männer vor allem aus Oberschlesien und Westpreußen in die Wehrmacht einberufen wurden – mit gravierenden Folgen für ihre Lebenswege und die ihrer Familien. Ihre innere Einstellung zum Wehrdienst bewegte sich zwischen Faszination und Pflichterfüllung über Anpassung bis hin zu Verweigerung und Widerstand. Der Band veranschaulicht unter anderem anhand von persönlichen Dokumenten die Identitäts- und Loyalitätskonflikte der Betroffenen während des Zweiten Weltkriegs und danach. Die deutsche Ausgabe wurde um neue Aspekte und Quellenmaterial sowie aktuelle Forschungsliteratur ergänzt.